Football History Walk

Jena - 27. April 2023

AN DIE WAND GESPIELT in Jena

In einer Workshopwoche bereiteten Schüler*innen der 10. Klasse der Kaleidoskop Schule im Schatten des Ernst-Abbe-Sportfelds in Jena einen Football History Walk durch ihre Heimatstadt und deren (Fußball-)Geschichte vor, der am Abend des 27. April 2023 stattfand.

Ausgangspunkt war bei Einbruch der Dunkelheit der Platz vor dem Theaterhaus Jena.
Von dort spazierte die Gruppe zum Universitätsgebäude (Am Nonnenplan 2), weiter zum Hotel „zur Noll“ (Oberlauengasse 19) und stoppte bei der Stadtkirche Sankt Michael (Kirchplatz 1), ehe das Ziel, den Hinterhof der Jungen Gemeinde in der Johannisstraße 14, erreicht wurde.

An jeder der fünf Stationen nutzen wir die Fassaden im öffentlichen Raum und projizierten – mobil, von einem Lastenfahrrad aus, auf dem die Vorführtechnik montiert war – bewegtes Bild auf die Wände!

Die Jugendlichen präsentierten an dem Abend einen von ihnen ausgewählten Kurzfilm und ordneten für die Besucher*innen das gezeigte Archivmaterial ein. Beim Football History Walk wurde auch ein Interview-Clip mit der Zeitzeugin Heidi Vater präsentiert, den die Jugendlichen selbst produziert haben. Die ehemalige deutsche Fußballspielerin und -trainerin hatten sie kurz davor zum Gespräch getroffen.

Unser Football History Walk durch Jena in (bewegten) Bildern…

Unser Introfilm steckt den Rahmen von AN DIE WAND GESPIELT ab:
In sechs Städten, drei im ehemaligen Osten und drei in der alten BRD gelegen, beschäftigen sich Schüler*innen mit ihrer Heimat und zeichnen so mit ihren Wahrnehmungen ein deutsch-deutsches Gesamtbild mit unterschiedlichen Färbungen.

AN DIE WAND GESPIELT beleuchtet Arbeit und Alltag im geteilten Deutschland, erinnert an die Fußballweltmeisterschaft 1974, wo der Außenseiter DDR auf den Gastgeber BRD (und späteren Weltmeister) trifft … und das Spiel dank eines Tores von Jürgen Sparwasser gewinnt – eine Sensation.

Flucht und Ankommen sind wichtige Themen des Projektes: Spieler wie Lutz Eigendorf oder Norbert Nachtweih flohen einst in den Westen. Während es nach der Wende die großen Stars des Ostens wie Matthias Sammer, Thomas Doll, Andreas Thom oder Ulf Kirsten in den Westen zog , wo neben Ruhm auch Reichtum lockte.
Gleichzeitig stellte der Umbruch viele Unternehmen der ehemaligen DDR vor große Probleme, die nicht immer gemeistert werden konnten. Ein Transformationsprozess, der nicht nur Gewinner*innen hervorbrachte.
Im Sport verschwand die DDR Oberliga und unruhige Jahre lagen vor einigen Vereinen, von denen mancher (lange) in den Niederungen des gesamtdeutschen Fußballs verschwand. So erzählen wir von Geschichte und Fußball, von Hoffnungen und Enttäuschungen, aber vor allem von Menschen.

In Jena blickten wir auf den Frauenfußball, der sich hüben wie drüben zaghaft entwickelte, aber gerade für die Spielerinnen aus dem Osten waren die Jahre vor und nach der Wende auf unterschiedliche Weise herausfordernd.

Treffpunkt und stimmungsvolle Kulisse für den Start unseres Football History Walks: Das Theaterhaus Jena!
Hochschulsport war wichtig für Zeitzeugin Heidi Vater. Beim Walk spielten wir das Interviewvideo mit ihr an ein Gebäude der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

In der Vorbereitung des Football History Walks trafen die Schüler*innen der Kaleidoskop Schule auf die AN DIE WAND GESPIELT-Zeitzeugin Heidi Vater zum Interview und produzierten diesen Clip, der passenderweise an einem Universitätsgebäude zu sehen war. Gerade der Uni-Sport war für viele Erfolge im Jenaer Frauenfußball eminent wichtig.

Über eine Studierendengruppe kam Vater zum Fußball, der bei den Frauen zu Beginn auf dem Kleinfeld gespielt wurde und das über nur zweimal 30 Minuten, also mit eigenen Regeln… heute kaum zu glauben.

Heidi Vater prägte als Spielerin, Spielertrainerin und Trainerin die Erfolgsgeschichte des Frauenfußballs in Jena entscheidend mit – und stand sogar beim einzigen Spiel eines DDR-Nationalteams auf dem Feld. Vater ist also eine Rekordnationalspielerin, wie die heutige Lehrerin augenzwinkernd berichtet.

Der Gewinn an Freiheit und Selbstbestimmung von Frauen spielte eine große Rolle für das Aufkommen von Frauen-Fußballteams in in der DDR und der Bundesrepublik. Zuletzt polarisierte die in Katar ausgetragene Herren-Fußball WM 2022 unter anderem durch die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse innerhalb des Landes. Darunter unter anderem die ungleiche Behandlung von Frauen und Männern. Frauen, die Fußball spielen, würden ihre Femininität verlieren…

Damit und der Situation im Wüstenstaat befasst sich die Reportage „Fußball ist für Jungs“ der Deutschen Welle von 2022 (per Klick auf der Seite der DW komplett abspielbar), die Spielerinnen vom Berliner Verein „Discover Football“ nach Katar begleitet, wo sie nach einigen zu überwindenden Problemen auf das Fußballnationalteam von Katar treffen. Eine der wenigen Gelegenheiten für das Team aus Katar gegen ein anderes Team zu spielen.

Die Seitenfassade vom modernen Hotel zur Noll wurde für unseren Football History Walk zur Leinwand.
Die Ereignisse des Tages konnten im Nachhinein stolz präsentiert werden.

Ein Schwerpunkt jedes Football History Walks war die Öffentlichkeitsarbeit, um die sich die Jugendlichen selbst kümmerten.
Das Jenaer PR-Team hat in einem kurzen Clip seine Arbeit in Bildern gezeigt und mit drei kurzen Fragen beim Publikum dessen Aufmerksamkeit getestet. Getreu dem Motto „1, 2 oder 3 – ob Ihr wirklich richtig steht, seht Ihr, wenn das Licht angeht“ wurden die Besucherinnen und Besucher einbezogen.

Der Ort war nicht zufällig gewählt, haben die Vorbereitungen der Antwortmarkierungen vor der Kirche doch die meiste Erfahrung im direkten Marketing der Veranstaltung für die Teilnehmenden gebracht. Sie mussten sich sowohl mit kritischen Aussagen von Anwohner*innen als auch mit der Kontrolle durch das Ordnungsamt auseinandersetzen und lernten somit live, worauf es bei Vorbereitungen solcher Aktionen zu achten gilt.

Der Durchführung und Gestaltung der Station stand das aber nicht im Wege und trotz ausgedünnten Publikums war der Stopp hier doch ein kleines Erlebnis für alle Beteiligten.

Zum Abschluss erreichten die Teilnehmer*innen des Jenaer Football History Walks den hübschen Hinterhof der Jungen Gemeinde Stadtmitte, wo unser Outrofilm an die Wand gespielt wurde.

Mit dem Outro verbinden wir einerseits Geschichte und Gegenwart und stellen andererseits die Verbindung zwischen Braunschweig, Jena und Rostock her, den drei Städten, in denen AN DIE WAND GESPIELT im Frühjahr 2023 zu Gast war.

Darin sehen wir Florian und seine Fußballgruppe am Ball. In der spielen viele Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund miteinander, erklärt er uns… und fast noch wichtiger, finden alle über den Fußball eine gemeinsame Sprache.

Das letzte Mal an die Wand gespielt: Unser Outro im Hinterhof der Jungen Gemeinde Stadtmitte.

Thema des Football History Walks in Jena war der Frauenfußball und dessen Verbindung zur Universität. Zeitzeugin Heidi Vater hat die Erfolgsgeschichte als Spielerin, Spielertrainerin und Trainerin entscheidend mitgeprägt.

Die Workshopwoche

In einer Workshopwoche bereiteten Schüler*innen der 10. Klasse der Kaleidoskop Schule im Schatten des Ernst-Abbe-Sportfelds in Jena den Football History Walk durch ihre Heimatstadt und deren (Fußball-)Geschichte vor, der am Abend des 27. April 2023 stattfand.

Ab dem 24. April erkundeten sie einerseits die deutsch-deutsche (Fußball-)Geschichte Jenas und lernten andererseits ihr neues Wissen praxisnah zu präsentieren.
In unterschiedlichen Workshopgruppen wurde ihnen Know-How vermittelt, um Interviews, wie hier mit der Zeitzeugin Heidi Vater, zu führen und diese filmisch aufzubereiten, thematisch passende Kurzfilme für den Walk auszuwählen, um das Programm mitzugestalten und auf welchen Wegen sie „ihr“ Event bewerben können.

Besonders im Fokus stand die Entwicklung des Frauenfußballs in Ost und West. Gerade das Gespräch mit Zeitzeugin Heidi Vater, die als Spielerin, Spielertrainerin und Trainerin die Erfolgsgeschichte des Frauenfußballs in Jena entscheidend mitprägte, gewährte den Jugendlichen einen hervorragenden Einblick darüber, wie sich der Sport in den letzten Jahrzehnten verändert hat.

Unsere Partner*innen vor Ort.