Football History Walk

Brandenburg an der Havel

Walk Brandenburg an der Havel

Ausgangspunkt des Football History Walks war an dem regnerischen Abend die St. Katharinenkirche (Katharinenkirchplatz 13, 14776 Brandenburg) im Stadtzentrum. Über zwei weitere Stopps erreichte die Gruppe mit der Jahrtausendbrücke ihre letzte Station.
Hinweis: Zum Vergrößern der Route bitte auf die Karte klicken.

Premiere: Brandenburg erlebte den ersten Football History Walk von AN DIE WAND GESPIELT!

Beim Stadtspaziergang, den Schüler*innen der Otto-Tschirch-Oberschule erst in einer Workshopwoche vorbereitetet und dann am Abend des 16. September auch durchgeführt haben, tauchten die Besucher*innen ein in die (Fußball-)Geschichte der Stadt.

Ausgewählte Kurzfilme, filmisches Archivmaterial und ein Interview mit dem Zeitzeugen Roy Präger – dessen Karriere bei seinem Heimatverein, der BSG Stahl Brandenburg, begann, ehe es ihn in den Westen u. a. zum VfL Wolfsburg und dem HSV zog – wurden während des Walks an Hauswände in der Innenstadt projiziert. Die Teilnehmenden bekamen so einen Einblick in Brandenburger Geschichte(n) aus Vergangenheit und Gegenwart, was wir hier für sie als digitalen Guide aufbereitet haben…

Was hatte Fußball in Brandenburg mit dem Stahl- und Walzwerk zu tun? Und wie ging es nach der Wende mit dem Werksverein BSG Stahl Brandenburg weiter?

Der Football History Walk zum Nacherleben

Unser Introfilm steckt den Rahmen von AN DIE WAND GESPIELT ab:
In sechs Städten, drei im ehemaligen Osten und drei in der alten BRD gelegen, beschäftigen sich Schüler*innen mit ihrer Heimat und zeichnen so mit ihren Wahrnehmungen ein deutsch-deutsches Gesamtbild mit unterschiedlichen Färbungen.

AN DIE WAND GESPIELT beleuchtet Arbeit und Alltag im geteilten Deutschland, erinnert an die Fußballweltmeisterschaft 1974, wo der Außenseiter DDR auf den Gastgeber BRD (und späteren Weltmeister) trifft … und das Spiel dank eines Tores von Jürgen Sparwasser gewinnt – eine Sensation.
Wir blicken auf den Frauenfußball, der sich hüben wie drüben zaghaft entwickelt, aber auch auf die tragische Flucht-Geschichte von Lutz Eigendorf, der ein U21-Länderspiel nutzte, um in Kaiserlautern Fußball zu spielen… und später bei einem Autounfall, der wohl keiner war, ums Leben kommt.
Später, nach der Wende, zog es die großen Stars des Ostens wie Andreas Thom oder auch Roy Präger in den Westen, wo neben Ruhm auch Reichtum wartete.
Es geht um Hoffnungen und Enttäuschungen. Auch hier in Brandenburg, wo der DDR-Werksverein BSG Stahl Brandenburg äußerst erfolgreich in der DDR Oberliga spielte, aber nach der Wende in den Niederungen des gesamtdeutschen Fußballs verschwand.

Projiziert an eine Hauswand gegenüber der St. Katharinenkirche.

In der Vorbereitung des Football History Walks trafen die Schüler*innen der Klasse 10A der Otto-Tschirch-Oberschule auf den AN DIE WAND GESPIELT-Zeitzeugen Roy Präger zum Interview und produzierten diesen Clip, der an der Hauptstraße Ecke Packhofstraße auf einer Häuserwand zu sehen war.

Der ehemalige Fußballstar, dessen Spielerkarriere beim DDR-Fußballverein BSG Stahl Brandenburg begann, während er seine Ausbildung im Stahlwerk absolvierte. Er erinnert sich im Gespräch an die Wende, den Aufstieg mit Stahl Brandenburg, seinen Wechsel in den Westen nach Köln und später u.a. nach Wolfsburg, wo er noch heute lebt und bei dem Verein arbeitet, bei dem er zum Idol aufstieg.
Er lässt uns mit vielen persönlichen Erinnerungen an seiner Fußballgeschichte teilhaben, die in der DDR und BRD spielt.

Die Auswahl eines thematisch passenden Kurzfilms ist Teil der AN DIE WAND GESPIELT-Workshops:
Grenzen überwinden durch Fußball – dieses Thema greift auch der Kurzfilm „Borderline“ von Dmitry Konoplov aus dem Jahr 2015 auf komödiantische Weise auf. Nachts begegnen sich am israelischen Grenzzaun ein junger palästinensischer Fußballer und ein israelischer Drogendealer. Seht selbst…

Gezeigt wurde der Kurzfilm an der Plauer Straße 20 (Ecke Huckstraße), dort fand sich einst der VEB Spielwaren-Laden, dem es ähnlich erging wie der Brandenburger Stahlwerk, das bald nach der Wende geschlossen wurde.

An der Jahrtausendbrücke, die in Brandenburg über die Havel führt, haben wir dieses Video an einen der tragenden Pfeiler projiziert. So verbinden wir einerseits Geschichte und Gegenwart und stellen andererseits die Verbindung zu den 2022er-AN DIE WAND GESPIELT-Städten Leverkusen und Gießen her.

Im Video lernen wir u.a. im Stadion von Stahl Brandenburg die ukrainische Trainerin Olga kennen, die vor dem Krieg nach Brandenburg geflohen ist.
Wie in ihrer Heimat engagiert sie sich als Trainerin beim Verein.
Aber das ist nur ein Teil ihrer Geschichte und nur ein Ausschnitt unserer Geschichten, die wir in Ost und West erzählen lassen.

Fußball ist universell und trägt ein verbindendes Element in sich. Mit dem Blick auf und in die (Fußball-)Geschichte können wir alle viel lernen, weiterdenken und ins Gespräch kommen.

Die Workshopwoche

Schüler*innen der Otto-Tschirch-Oberschule bereiteten in einer Workshopwoche den Football History Walk am 16. September vor. Ab dem 12. September erkundeten sie einerseits die deutsch-deutsche (Fußball-)Geschichte Brandenburgs und lernten andererseits ihr neues Wissen praxisnah zu präsentieren. In unterschiedlichen Workshopgruppen wurde ihnen Know-How vermittelt, um Interviews, wie hier mit dem Zeitzeugen Roy Präger, zu führen und diese filmisch aufzubereiten, thematisch passende Kurzfilme für den Walk auszuwählen, um das Programm mitzugestalten und auf welchen Wegen sie „ihr“ Event bewerben können.

Besonders im Fokus stand die Geschichte des Fußballvereins ihrer Heimatstadt, der BSG Stahl Brandenburg.
Die BSG Stahl Brandenburg, die in den 1950er Jahren aus der Fußballsparte der DDR-typischen Betriebssportgemeinschaft des großen Stahl- und Walzwerks Brandenburgs hervorging, etablierte sich als Spitzenmannschaft der DDR-Oberliga. Doch die Transformation durch die politischen Ereignisse brachte für die BSG genau wie für das Stahl- und Walzwerk in Brandenburg große Umbrüche mit sich. Die politische Landschaft veränderte sich ebenso wie die Fußballlandschaft.

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