Football History Walk

Gießen

Walk Gießen

Ausgangspunkt des Football History Walks war das ehemalige Notaufnahmelager am Meisenbornweg 15 nahe des Gießener Hauptbahnhofs, u. a. vorbei an einem Stück Mauer, das auf dem Bahnhofsvorplatz an die Trennung Deutschlands erinnert, erreicht die Gruppe zum Abschluss die
Goetheschule.
Hinweis: Zum Vergrößern der Route bitte auf die Karte klicken.

Beim Football History Walk in Gießen stehen Flucht und Ankommen im Mittelpunkt

Schüler*innen der Friedrich-Ebert-Schule in Gießen-Wieseck setzten sich in ihrer Workshopwoche (ab dem 19. September) mit der deutsch-deutschen (Fußball-)Geschichte ihrer Heimatstadt Gießen auseinander.
Eben noch am östlichen Rand der alten BRD rückte die Stadt nach der Wende in deren geografisches Zentrum. Bis 1990 aber, war speziell das Notaufnahmelager am Meisenbornweg in Gießen seit den 1960er Jahren wichtig für die ausgereisten oder geflohenen DDR-Bürger*innen.

Für unseren Football History Walk wählten die Schüler*innen einen thematisch passenden Kurzfilm aus, tauchten mit Archivmaterial in die Geschichte ein und konnten mit dem Zeitzeugen Norbert Nachtweih, der einst als junger Mensch aus der DDR flüchtete und dann eine erfolgreiche Spielerkarriere u.a. bei Eintracht Frankfurt und Bayern München startete.

War der Traum von der Bundesliga auch für Fußballspieler aus der DDR erreichbar? Flucht – Ausreise – Transfer: Wie sahen die Wege aus der DDR aus? Wie ging es nach der Ankunft im Westen weiter?

Der Football History Walk in Gießen zum Nacherleben

Unser Introfilm steckt den Rahmen von AN DIE WAND GESPIELT ab:
In sechs Städten, drei im ehemaligen Osten und drei in der alten BRD gelegen, beschäftigen sich Schüler*innen mit ihrer Heimat und zeichnen so mit ihren Wahrnehmungen ein deutsch-deutsches Gesamtbild mit unterschiedlichen Färbungen.

AN DIE WAND GESPIELT beleuchtet Arbeit und Alltag im geteilten Deutschland, erinnert an die Fußballweltmeisterschaft 1974, wo der Außenseiter DDR auf den Gastgeber BRD (und späteren Weltmeister) trifft … und das Spiel dank eines Tores von Jürgen Sparwasser gewinnt – eine Sensation.
Wir blicken auf den Frauenfußball, der sich hüben wie drüben zaghaft entwickelt, aber auch auf die tragische Flucht-Geschichte von Lutz Eigendorf, der ein U21-Länderspiel nutzte, um in Kaiserlautern Fußball zu spielen… und später bei einem Autounfall, der wohl keiner war, ums Leben kommt.
Es geht um Hoffnungen und Enttäuschungen. Viele der Fluchtgeschichten von Ost nach West nahmen ihren Anfang in Gießen, wo Geflüchtete in Notlagern aufgenommen wurden, wo die Menschen meist nichts oder nicht mehr als ein „Urlaubsgepäck“ hatten. Solidarität war gefragt und wurde gelebt.
Später, nach der Wende, zog es die großen Stars des Ostens wie Andreas Thom oder auch Roy Präger in den Westen, wo neben Ruhm auch Reichtum wartete.

In der Vorbereitung des Football History Walks trafen Schüler*innen der zehnten Klasse der Gießener Friedrich-Ebert-Schule auf den AN DIE WAND GESPIELT-Zeitzeugen Norbert Nachtweih zum Interview und produzierten diesen Clip.

Was bei Motor Sangerhausen begann, führte ihn am Rande eines U21-Länderspiels in der Türkei sein (Flucht-)Weg gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen und Freund Jürgen Pahl in die dortige US-Botschaft und von dort weiter in die BRD, wo sie in München landeten, ehe die beiden nach Gießen kamen.
Dort unterschreiben die beiden zwar ihre ersten Profiverträge, waren aber auf Druck der DDR erstmal ein Jahr lang nicht spielberechtigt. Dazu mussten die Eindrücke verarbeitet werden, wurde doch das alte Leben, also zB auch die eigene Familie hinter sich gelassen. Erst nach der Wende sah er seine Eltern wieder.

Damals war das Gießener Notaufnahmelager Anlaufstelle für Geflüchtete aus der DDR. Welchen Vorurteilen Menschen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten, begegnen müssen, damit setzt sich der Kurzfilm „Abseits“ von Alexander Baumbach aus dem Jahr 2015 auseinander. Er thematisiert die Befindlichkeiten der Nachbarschaft eines bayrischen Vororts, wo angstbeladene Debatten über die Fremden statt eines Dialogs den Ton dominieren. Wie immer liegt die Wahrheit auf dem Fußballplatz, was der kleine Nils eindrucksvoll beweist.

An der letzten Station unseres Football History Walks schlagen wir eine Brücke ins Heute. So verbinden wir einerseits Geschichte und Gegenwart und stellen andererseits die Verbindung zu den 2022er-AN DIE WAND GESPIELT-Städten Leverkusen und Gießen her.

Mit Timo und Abdi vom MTV 1846 Gießen kommen darin u. a. zwei Spieler des Gießener Fußballtreffs für Geflüchtete „Menschen – Tore – Vielfalt“ (MTV) zu Wort, die in Gießen eine neue Heimatstadt gefunden haben. Sie erzählen, welche Rolle der Fußball für ihr Ankommen und Leben spielt.

Themen wie Flucht und Migration prägen auch heute unsere Gesellschaft. Dem Sport und Vereinen kommt dabei dank seiner integrativen Kraft eine besondere Rolle zu.

Die Workshopwoche

Schüler*innen der Friedrich-Ebert-Schule in Gießen-Wieseck bereiten in einer Workshopwoche den Football History Walk am 22. September vor. Ab dem 19. September erkundeten sie einerseits die deutsch-deutsche (Fußball-)Geschichte Gießens und lernten andererseits ihr neues Wissen praxisnah zu präsentieren.
In unterschiedlichen Workshopgruppen wurde ihnen Know-How vermittelt, um Interviews, wie in Gießen mit dem Zeitzeugen Norbert Nachtweih, zu führen und diese filmisch aufzubereiten, sie wählten einen thematisch passenden Kurzfilm für den Walk aus und gestalteten, um so das Programm mitzugestalten und lernten, auf welchen Wegen sie „ihr“ Event bewerben können.

Besonders im Fokus: Die Flucht von Sportler*innen aus der DDR, von denen viele im ehemaligen Notaufnahmelager am Meisenbornweg in Gießen ankamen.

Unsere Partner*innen vor Ort.