Football History Walk

Braunschweig - 20. April 2023

Braunschweig erlebte den ersten 2023er Football History Walk

Schüler*innen der 10. Klasse der Sally-Perel-Gesamtschule bereiteten den Stadtspaziergang in einer Workshopwoche vor.
Am Abend des 20. April 2023 war um 20.30 Uhr die Universitätsbibliothek Ausgangspunkt des Football History Walks durch Braunschweig. Am Treffpunkt erinnert passenderweise eine Gedenktafel an Konrad Koch, der den Fußball einst nach Braunschweig und Deutschland gebracht haben soll.
Die Route führte vorbei am Staatstheater Braunschweig und an der St. Magni Kirche, ehe die Gruppe die Stadthalle Braunschweig erreichte, wo der Stadtspaziergang endete. An jeder Station nutzen wir Fassaden im öffentlichen Raum und projizieren – mobil, von einem Lastenfahrrad aus, auf dem die Vorführtechnik montiert ist – bewegtes Bild auf diese! AN DIE WAND GESPIELT eben.

Für den Football History Walk wählten die Jugendlichen einen passenden Kurzfilm aus, beschäftigten sich mit Archivmaterial, das gezeigt wurde, und trafen den Zeitzeugen Peter Lux zum Interview, das sie für den Walk als Video produzierten.

Lux war nicht nur Mitspieler des aus der DDR in den Westen geflohenen Lutz Eigendorf, der in Braunschweig unter ungeklärten Umständen bei einem Unfall zu Tode kam, sondern auch der erste Profi, der nach der Wende von West nach Ost wechselte.

Eindrücke vom Football History Walk durch Braunschweig…

Themen des Walks waren u. a. Flucht, Ankommen und insbesondere die tragische Geschichte des aus der ehemaligen DDR in den Westen geflohenen Fußballspielers Lutz Eigendorf, der vor 40. Jahren unter ungeklärten Umständen zu Tode kam…

Unser Introfilm steckt den Rahmen von AN DIE WAND GESPIELT ab:
In sechs Städten, drei im ehemaligen Osten und drei in der alten BRD gelegen, beschäftigen sich Schüler*innen mit ihrer Heimat und zeichnen so mit ihren Wahrnehmungen ein deutsch-deutsches Gesamtbild mit unterschiedlichen Färbungen.

AN DIE WAND GESPIELT beleuchtet Arbeit und Alltag im geteilten Deutschland, erinnert an die Fußballweltmeisterschaft 1974, wo der Außenseiter DDR auf den Gastgeber BRD (und späteren Weltmeister) trifft … und das Spiel dank eines Tores von Jürgen Sparwasser gewinnt – eine Sensation.
Wir blicken auf den Frauenfußball, der sich hüben wie drüben zaghaft entwickelt und gewinnen durch ehemalige Nationalspielerinnen und Trainerinnen Eindrücke über die Gründe.
Nach der Wende, zog es die großen Stars des Ostens wie Andreas Thom oder Ulf Kirsten in den Westen zum Werksklub unter dem Bayer-Kreuz, wo neben Ruhm auch Reichtum wartete. Während der DDR-Werksverein BSG Stahl Brandenburg, der äußerst erfolgreich in der DDR Oberliga spielte, nach dem Umbruch in den Niederungen des gesamtdeutschen Fußballs verschwand. So erzählen wir von Hoffnungen und Enttäuschungen.

In Braunschweig erinnern wir an die tragische Flucht-Geschichte von Lutz Eigendorf, der ein U21-Länderspiel der DDR zur Flucht nutzte, um erst in Kaiserlautern und später im Braunschweig Fußball zu spielen… In Niedersachsen kam er bei einem Autounfall, der wohl keiner war, ums Leben.

In der Vorbereitung des Football History Walks trafen die Schüler*innen der Sally-Perel-Gesamtschule den ehemaligen Bundesliga-Spieler Peter Lux als Zeitzeugen zum Interview.
Im Anschluss produzierten die Jugendlichen diesen Interview-Clip, der auf einer Häuserwand des Staatstheater Braunschweig zu sehen war.

Als Mitspieler erlebte Lux den Tod von Lutz Eigendorf mit als er damals mit ihm für Eintracht Braunschweig spielte. Nach Stationen beim Hamburger SV und Waldhof Mannheim wechselte Lux 1990 als erster Profi von West nach Ost, nämlich zu Dynamo Dresden.

Im Interview lässt er uns mit vielen persönlichen Erinnerungen an seiner Fußballgeschichte teilhaben. Eine Karriere, die in der BRD begann und ihn im vereinigten Deutschland für kurze Zeit in den ehemaligen Osten führte, ehe er wieder zu Eintracht Braunschweig zurückkehrte.

Die Auswahl eines thematisch passenden Kurzfilms ist Teil der AN DIE WAND GESPIELT-Workshops:
Grenzen überwinden durch Fußball – dieses Thema greift auch der Kurzfilm „Borderline“ von Dmitry Konoplov aus dem Jahr 2015 auf komödiantische Weise auf. Nachts begegnen sich am israelischen Grenzzaun ein junger palästinensischer Fußballer und ein israelischer Drogendealer. Seht selbst…

Gezeigt wurde der Kurzfilm an der St. Magni Kirche.

Zum Abschluss des Football History Walks projizierten wir dieses Video an die Stadthalle Braunschweig.

So verbinden wir einerseits Geschichte und Gegenwart und stellen andererseits die Verbindung zwischen Braunschweig, Jena und Rostock her, den drei Städten, in denen AN DIE WAND GESPIELT im Frühjahr 2023 zu Gast war.
Darin lernen wir unter anderem Holger kennen, der Eintracht Braunschweig Raum in seinem Fußballherzen einräumt und sich beim FanRat engagiert, nachdem seine fußballerische Heimat, die DDR Oberliga, plötzlich nicht mehr existierte.

Die Workshopwoche

Schüler*innen der 10. Klasse der Sally-Perel-Gesamtschule bereiteten in einer Workshopwoche den Football History Walk vor.
Ab dem 17. April erkundeten sie einerseits die deutsch-deutsche (Fußball-)Geschichte Braunschweigs und lernten andererseits ihr neues Wissen praxisnah zu präsentieren. In unterschiedlichen Workshopgruppen wurde ihnen Know-How vermittelt, um Interviews, wie hier mit dem Zeitzeugen Peter Lux, zu führen und diese filmisch aufzubereiten, thematisch passende Kurzfilme für den Walk auszuwählen, um das Programm mitzugestalten und auf welchen Wegen sie „ihr“ Event bewerben können.

Besonders im Fokus stand die Geschichte des Fußballvereins ihrer Heimatstadt: Eintracht Braunschweig.
Sie setzten sich mit dem Tod des aus der ehemaligen DDR in den Westen geflohenen Fußballspielers Lutz Eigendorf, der sich am 5. März 1983 ereignete. Nicht wenige zweifeln an einem Unfalltod und sehen viel mehr die Stasi als mutmaßliche Auftraggeber für den Mord an dem jungen Mann, der seinerzeit in Braunschweig Fußball spielte.

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