Football History Walk

Braunschweig - 20. April 2023

Braunschweig erlebte den ersten 2023er Football History Walk

Schüler*innen der 10. Klasse der Sally-Perel-Gesamtschule bereiteten den Stadtspaziergang in einer Workshopwoche vor.
Am Abend des 20. April 2023 war um 20.30 Uhr die Universitätsbibliothek Ausgangspunkt des Football History Walks durch Braunschweig. Am Treffpunkt erinnert passenderweise eine Gedenktafel an Konrad Koch, der den Fußball einst nach Braunschweig und Deutschland gebracht haben soll.
Die Route führte vorbei am Staatstheater Braunschweig und an der St. Magni Kirche, ehe die Gruppe die Stadthalle Braunschweig erreichte, wo der Stadtspaziergang endete. An jeder Station nutzen wir Fassaden im öffentlichen Raum und projizierten – mobil, von einem Lastenfahrrad aus, auf dem die Vorführtechnik montiert ist – bewegtes Bild auf diese! AN DIE WAND GESPIELT eben.

Für den Football History Walk wählten die Jugendlichen einen passenden Kurzfilm aus, beschäftigten sich mit Archivmaterial, das gezeigt wurde, und trafen den Zeitzeugen Peter Lux zum Interview, das sie für den Walk als Video produzierten.

Lux war nicht nur Mitspieler des aus der DDR in den Westen geflohenen Lutz Eigendorf, der in Braunschweig unter ungeklärten Umständen vor 40 Jahren, am 5. März 1983, bei einem Unfall zu Tode kam, sondern auch der erste Profi, der nach der Wende von West nach Ost wechselte.

Das war der Football History Walk durch Braunschweig…

Unser Introfilm steckt den Rahmen von AN DIE WAND GESPIELT ab:
In sechs Städten, drei im ehemaligen Osten und drei in der alten BRD gelegen, beschäftigen sich Schüler*innen mit ihrer Heimat und zeichnen so mit ihren Wahrnehmungen ein deutsch-deutsches Gesamtbild mit unterschiedlichen Färbungen.

AN DIE WAND GESPIELT beleuchtet Arbeit und Alltag im geteilten Deutschland, erinnert an die Fußballweltmeisterschaft 1974, wo der Außenseiter DDR auf den Gastgeber BRD (und späteren Weltmeister) trifft … und das Spiel dank eines Tores von Jürgen Sparwasser gewinnt – eine Sensation.
Wir blicken auf den Frauenfußball, der sich auf beiden Seiten der Mauer zaghaft entwickelt und gewinnen durch ehemalige Nationalspielerinnen und Trainerinnen Eindrücke über die Gründe.
Nach der Wende, zog es die großen Stars des Ostens wie Matthias Sammer, Thomas Doll, Andreas Thom oder Ulf Kirsten in den Westen, wo neben Ruhm auch Reichtum wartete. Während vor einigen Vereinen der DDR Oberliga unruhige Jahre liegen sollten und mancher Spitzenklub sogar in den Niederungen des gesamtdeutschen Fußballs verschwand. So erzählen wir von Hoffnungen und Enttäuschungen.

In Braunschweig erinnerten wir an die tragische Geschichte von Lutz Eigendorf, der 1979 als U21-Nationalspieler der DDR ein Länderspiel zur Flucht nutzte, um erst in Kaiserlautern und später im Braunschweig Fußball zu spielen… In Niedersachsen kam er bei einem Autounfall ums Leben. Nicht wenige zweifeln bis heute an einem Unfalltod und vermuten die Stasi als mutmaßlichen Auftraggeber für den Mord an dem jungen Mann.

Treff- und Ausgangspunkt für den Football History Walk in Braunschweig war der Platz an der Unibibliothek.
Auf der Rückseite des Staatstheaters Braunschweig war unser Interviewclip mit Peter Lux zu sehen.

In der Vorbereitung des Football History Walks trafen die Schüler*innen der Sally-Perel-Gesamtschule den ehemaligen Bundesliga-Spieler Peter Lux als Zeitzeugen zum Interview.
Im Anschluss produzierten die Jugendlichen diesen Interview-Clip, der auf einer Häuserwand des Staatstheater Braunschweig zu sehen war.

Als Mitspieler erlebte Lux den Tod von Lutz Eigendorf mit als er damals mit ihm für Eintracht Braunschweig spielte. Nach Stationen beim Hamburger SV und Waldhof Mannheim wechselte Lux 1990 als erster Profi von West nach Ost, nämlich zu Dynamo Dresden.

Im Interview lässt er uns mit vielen persönlichen Erinnerungen an seiner Fußballgeschichte teilhaben. Eine Karriere, die in der BRD begann und ihn im vereinigten Deutschland für kurze Zeit in den ehemaligen Osten führte, ehe er wieder zu Eintracht Braunschweig zurückkehrte.

Die Auseinandersetzung mit dem Medium Film und die Auswahl eines thematisch passenden Kurzfilms war Teil der AN DIE WAND GESPIELT-Workshops:

Grenzen überwinden durch Fußball – dieses Thema greift auch der Kurzfilm „Borderline“ von Dmitry Konoplov aus dem Jahr 2015 auf komödiantische Weise auf. Nachts begegnen sich am israelischen Grenzzaun ein junger palästinensischer Fußballer und ein Israeli, die einen Deal über den Zaun hinweg planen.
Seht selbst…

Den Kurzfilm „Borderline“ zeigten wir an einer Wand der St. Magni Kirche.
Abschlussstation: Die futuristische Stadthalle Braunschweig.

Zum Abschluss des Football History Walks projizierten wir unseren Outrofilm an die Stadthalle Braunschweig.

So verbinden wir einerseits Geschichte und Gegenwart und stellen andererseits die Verbindung zwischen Braunschweig, Jena und Rostock her, den drei Städten, in denen AN DIE WAND GESPIELT im Frühjahr 2023 zu Gast war.

Im Outrofilm lernen wir unter anderem Holger kennen, der Eintracht Braunschweig Raum in seinem Fußballherzen einräumt und sich beim dortigen FanRat engagiert, nachdem seine ihn in der Jugend prägende  fußballerische Heimat, die DDR Oberliga, nach der Wende plötzlich nicht mehr existierte.

Themen des Walks in Braunschweig waren u. a. Flucht und Ankommen…

Die Workshopwoche

Schüler*innen der 10. Klasse der Sally-Perel-Gesamtschule bereiteten in einer Workshopwoche den Football History Walk vor.

Die Jugendlichen konnten tief in die deutsch-deutsche (Fußball-)Geschichte Braunschweigs eintauchen und lernten gleichzeitig ihr neues Wissen praxisnah zu präsentieren. In unterschiedlichen Workshopgruppen erarbeiteten sie sich innerhalb einer Woche gemeinsam das Know-How, um einen für die Jugendlichen ebenso wie für die Teilnehmenden des Walks unvergesslichen Abend zu gestalten.
Das reichte von organisatorischen Aufgaben, wie sich darüber Gedanken zu machen, wie ein solcher Abend in der Stadt beworben werden kann, bin hin zu den Inhalten, die sie präsentieren wollen. Sie bereiteten das Zeitzeugen-Interview mit Peter Lux vor, führten dieses selbst und produzierten aus dem Filmmaterial den Clip für den Spaziergang. Sie wählten aus einer Auswahl einen thematisch passenden Kurzfilm für den Walk aus, erarbeiteten Moderationen für jede der Stationen und gestalteten so das Programm des Abends, durch den sie selbst als Gastgeber*innen führten.

Besonders im Fokus stand die Geschichte des Fußballvereins ihrer Heimatstadt: Eintracht Braunschweig.
Sie setzten sich mit dem Tod des Fußballspielers Lutz Eigendorf auseinander, der seinerzeit in Braunschweig mit Peter Lux Fußball spielte.

Unsere Partner*innen vor Ort.